Ich schreibe aus der Zukunft, in die Zukunft und für die Zukunft. Futuro anteriore: Zukunft 2 hat nichts damit zu tun. In der Zukunft liegt die Ankunft der Vernunft. Nein, bitte nicht, ich mag dieses Wort nicht. Die Vernunft, die der Verstand produzierte, ruinierte alles. Ich werde wütend auf Verstand und Vernunft denn ohne Liebe bist du nichts und das weiß bereits ein Säugling. Aber der Mensch will nicht lieben, weil er nicht verlieren will, den anderen, sich selbst. Der Verlust schmerzt nicht sehr, wenn man niemanden und nichts liebt. Also, was soll ich schreiben? Über die Liebe in Zeiten der Cholera? Das wurde bereits geschrieben! Von Gabriel García Márquez. Der Berg ruft, er ruft mich, ich gehe aber nicht hin. Ich mag mich nicht anstrengen. In der Anstrengung liegt nicht nur Gutes, man kann sich auch zu viel, über die Maßen anstrengen, und dann erhält man nicht die gewünschten Resultate, sondern nur Kopfweh, wenn es gut geht. Ich möchte gerne wie ein anderer schreiben. Meine Gedanken finde ich höchst kindisch, banal, unvollendet, ich denke zu viel über die Reflexion nach. Ich bin nicht spontan genug und wenn ich es bin, dann verpuffen meine Wörter und Sätze wie Rauch aus meinen Zigaretten. Wenn ich unspontan schreibe, dann finde ich mich nicht gut, weil ich langweilig werde, unausgereift, weil ich dann nicht lügen kann, mich und dich nicht anlügen kann mit schönen, spontanen Wörtern, die ich im nächsten Augenblick selbst wieder vergesse.
Ich will mich aber nur an mich selbst halten und das ist schwer ohne Assoziationen, ohne äußere Inputs zu schreiben. Was kommt da raus? Zumindest meine nicht bewussten Assoziationen muss ich beim Schreiben gelten lassen. Ich könnte mich auch an das halten, was ich heute gesehen, gehört und gemacht habe. Das wäre aber nicht wirklich etwas Eigenes. Meine Texte werden erst dann zu meiner Identität, wenn sie aus meinen unbewussten Assoziationen kommen. Aus einem Bereich, der nicht einmal mir zugänglich ist, aus einer Inspiration, die von irgendwoher kommt. Von wo, habe ich keine Ahnung. Ein Dejavu, ich habe diesen Text schon einmal geschrieben, diese Sätze, genau die gleichen Sätze, genau da auf meinem Balkon, mit den Beinen auf dem Tisch und auf meinen Hintern, der im Begriff ist einzuschlafen: Ok, das war neu.
Und sie liebte sich doch, Pardon, ich liebe mich doch. Ich werde mich und dich lieben und nicht ich werde mich/dich geliebt haben. Ich mag keine abgeschlossenen Handlungen, auch wenn ich noch sosehr danach strebe und mich danach sehne.
Ein offener Geist ist nicht verloren.
Ein offener Geist wird immer mit Gefühlen überflutet. Nicht unbedingt nur mit schönen Gefühlen aber zumindest mit Gefühlen. Gefühle zuzulassen ist für viele ein unmögliches Unternehmen geworden. Das ist sehr schade. Es lechzt doch jeder nach Gefühlen. Was wäre eine Welt ohne Gefühle, ohne Emotionen, ohne Hunger, Durst, ohne Kälte, Wärme, ohne aufs Klo gehen zu müssen, ohne sich auch mal weh zu tun an Körper und im Geiste, was wäre eine Welt, wo sich jeder nur belügt, um dem anderen zu gefallen? Wo jeder lügt und belogen wird? Was wäre eine Welt ohne Probleme, die zu lösen wären, eine Welt ohne Bewegung, eine Welt, wo die Extreme überhand nehmen, wo es keine Abwechslung mehr gäbe. Eine stille Welt, die bewegungslos wäre, und zwar im Geist bewegungslos. Ich beneide alle, die etwas vorhaben, die sich Ziele setzen, die einen Teil der Zukunft offen lassen und nicht in sich selbst eingeschlossen bleiben, aus Angst vor dem „da Draußen“, aus Angst vor der Zukunft. Es ist so mickrig von mir, von uns, von euch zu denken, man könnte etwas zu einem Abschluss bringen, man würde besser sein als andere, man hätte irgendetwas verstanden. Solange es kein liebevolles Verständnis für sich selbst gibt, wird man nichts verstehen. Dieses „man“ hat Heidegger lang und breit in seinem Werk „Sein und Zeit“ erklärt, bei diesem Kapitel war ich noch nicht, ich bin noch immer beim „Dasein“. Ja, ich bin noch immer da. Ein Wunder ist geschehen. Ich wäre vielleicht nicht mehr da, hätte ich mich von mir wirklich deppert machen lassen. Hätte ich mich wirklich in eine Art solipsistische Welt verabschiedet. Hätte ich wirklich einen Kreis gezogen, aber nur einen mit dem Zirkel, mit nur einem Punkt darin. Da muss ich jetzt Murakami zitieren, von ihm habe ich den Gedanken, von einem nicht sichtbaren Kreis mit ganz vielen Punkten darin.
Dieser Kloß im Hals, wenn ich an die Zukunft denke, macht mich mutlos. Ich will nicht, dass du stirbst, ich will vor dir sterben, vielleicht will ich, dass niemand von uns stirbt, aber das ist nicht möglich, so viel Verstand habe ich auch. Aber warum so weit vorgreifen? Ich kann die Wolke da oben am Himmel ja auch nicht berühren und umarmen. Und die Wolke verändert sich augenblicklich, alles, was ich umarmen kann, ist eine eingebildete Silhouette. Warum nicht denken, dass ich mich täusche? Schon immer getäuscht habe in meinen Zukunftsängsten? Ich denke mir jetzt eine Zukunft aus, die positiv ist, wo keiner von uns stirbt, nicht in den nächsten 30 Jahren. 50+30 = 80 – ist eine relativ wahrscheinliche Zahl. Warum immer auf unwahrscheinliche Ereignisse sehen, statt auf Wahrscheinliche? Die Medien spielen mit uns, sie geben uns vor, alles wäre auf Unwahrscheinlichkeiten gebaut, alle Ereignisse wären tragisch, immer, zu jeder Zeit. Jeden Tag geht die Welt unter. Stimmt, Gott sei Dank wird es in der Nacht etwas kühler. Das könnte man auch positiv sehen. Aber ich muss jetzt über die Zukunft schreiben, denn die wird sich ereignen, so wie ich sie schreibe. Assoziativ und wieder vergessend. Die Blume ist rot wie das Geländer rot ist. Rot ist keine Zukunft, die Zukunft ist da, im Dasein unserer bleibenden Knochen. So ein Blödsinn. Ich fange wieder an. Benötige einen Impuls. Impuls ist gut. Also, wenn die Möwe auf den Sand scheißt, dann werde ich lachen. Lachen, dass ich diesen Moment vorhersah, der aber auch der Vergangenheit gehört, denn ich habe sie einst auf den Sand scheißen gesehen und habe nicht gelacht. Das Lachen ist ein neues Element, das meine Zukunft bestimmen wird. Lachen befreit, lachen ist gut, ich habe es nicht gut in Erinnerung aber ich kann es ja ändern. Ich lachte als mein Vater starb. Eine instinktive Reaktion meines Geistes. Sterben, sterben, heute stirbt niemand oder schon, aber was gehen mich die Sterbenden an? Ich will leben, wie meine Lehrerin und Taufpatin sagte. Ich will leben, bis sie der Hirntumor eines besseren belehrte. Diese Realität ist schrecklich, nur dass die Realität nicht nur aus Hirntumore besteht, auch bei meiner Lehrerin nicht. Am Ende wusste sie gar nicht, dass sie krank war, denn das haben Hirntumore an sich, sie verändern die Persönlichkeit. Sie vergaß alles schnell, schneller als sie denken konnte. Warum soll ich für jemanden Mitleid haben, der für sich selbst gar kein Mitleid hat? Warum soll ich für etwas leiden, was gar kein Leid ist? Einen negativen Gefühlszustand so auszudehnen, dass er immer da ist, wer tut so etwas, wenn es nicht einmal beim anderen ständig da ist? Ja, die Menschen werden geboren und sterben, diese punktuellen Ereignisse sind punktuell, also man kann sie ruhig ignorieren. Dem Geborenwerden und dem Sterben so viel Bedeutung beizumessen, steht uns nicht zu. Wir leben und solange wir leben, leben wir und Punkt. Vielleicht ist mein Zynismus da grenzenlos. Deshalb lachte ich beim Tod meines Vaters. Um nicht zu weinen. Weil das nicht meine Art ist, Menschen zu beweinen. Im Prinzip ist es so: Ich nehme mir etwas vor und erreiche es dann. Dass alles nicht perfekt läuft ist klar, sollte uns schön langsam allen klar werden. Nicht einmal Maschinen sind perfekt. Wenn der Strom fehlt, werden sie stumm. Also bewege ich mich wie die Wellen im Mittelmeer, und nicht wie die im pazifischen Ozean. So konstant und genau bin ich nicht, war ich nie, werde ich nie sein. Aber in diesen bruchstückhaften, fragmentierten, zerrissenen Wellen, könnt ihr mich finden. Die einen mögen sie, die anderen bevorzugen pazifische Wellen. Der Mensch ist ein fühlendes Wesen, das habe ich jetzt verstanden. Deshalb möchten wir alle Buddhisten und Nihilisten werden. Damit wir den anderen ja nicht verletzen und die anderen uns nicht verletzen können.
Und ich habe viele Menschen verletzt um das zu verstehen und viele haben mich verletzt. Es ist oft zu laut und oft zu leise hier auf dieser Welt. Oft zu ordentlich und oft zu chaotisch. Plattitüden, ich weiß, Faulheit, weil mir nicht mehr einfällt, was ich eigentlich sagen wollte. Weg ist der Gedanke, ich bin auf einen guten Weg, heißt das. Tja, jetzt weiß ich wirklich nicht, was ich sagen soll. Ja, passt ist alles, was ich rausbekomme aus meinem Mund. Ja, passt. Ok, das meist verwendete Wort auf der Welt, was gar kein Wort ist, es ist eine Abkürzung. Deshalb kann ich keine ozeanische Welle sein, die lassen sich Zeit, breiten sich kilometerweit aus und brechen ganz langsam. Ich, ich bin wie eine vom Wind gepeitschte, zitternde Atlantikwelle, die zu früh oder zu spät bricht. Schreiben tut weh, nicht nur meiner Hand, auch meinem Herzen manchmal. Nicht nur schreiben. Schreiben ist ja schon eine Entlastung, eine Übergabe. Zu leben schmerzt. Mein Gott! Ein Gejammere!
Zu leben wird guttun, wie wäre es damit? Die Knoten lösen sich, Abwechslung wird gespürt werden. Oh, ein neuer Traum ist in Aussicht. Spannend! Wer mag mich so sehr, dass er mir einen neuen Traum schickt? Die krankesten Menschen sind die glücklichsten? Nein, so kann ich es nicht stehen lassen. Sind es die Gleichgültigsten? Die, die sich am besten entspannen können? Die Jüngsten, die Ältesten? Altersmilde macht glücklich, na dann ist alt werden ja gar nicht so übel. Aber dieser mein Text hinkt noch. Ich muss noch ein paar Wörter hineinstreuen und frei assoziieren. Läuse, Mäuse. In der Finsternis sieht man nichts. Dunkel, im Dunkeln ist gut munkeln. Dunkel war der Dinkel für das Brot und es wurde Roggenbrot daraus. Brot klingt wie ein Rülpser. Vom Brot musst du rülpsen, also iss lieber kein Brot. Nudel ist schon wieder zu banal, da muss ich lachen. Nudel, die Assoziationen, die da kommen bringen mich zum Lachen. Lachs, ein Lachen mit s ist gesund. Ich bin immer die gleiche, jetzt breche ich die Wörter wieder auf Buchstaben runter. Hinunter in den Keller, da wird es heller aber auch kälter. Nein, Horrorfilme schaue ich nicht gern an. Auch keine Endzeitfilme oder Actionfilme. Ich brauche Ruhe, wenn meine Barthaare wachsen sollen. Auch ich habe einen Bart unter dem Kinn. Pfui, Behaarung ist ja heute so verpönt, dabei mag ich Behaarung, ich liebe Behaarung. Diese Nacktheit der Haut ohne Behaarung erinnert mich an Nacktschnecken, glitschig, da rutscht man ja aus. Aber ich verletze wieder Menschen, wenn ich sage, ich mag etwas nicht, was sie vielleicht mögen. Be/Verurteilen, vielleicht mag ich auch Nacktschnecken, wenn ich es mir lange genug einbilde.
Ich mag das laute, das Hereinbrechen der anderen, in meine Welt, wenn ich es mir lange genug einbilde. Ich mag dich und mich, wenn ich alles andere liegen und stehen lasse, was mich betrifft. Das war nur ein Bruchteil der Zukunft. Hoffentlich habe ich nichts Falsches gesagt. Irgendetwas reimt sich nicht auf meinem Geschwafel heute, aber ein paar schöne Bilder sind enthalten, wie das mit den Wolken oder mit den Wellen, das musst sogar du, Leser, zugeben.