DIE VORSOKRATIKER 600-400 v.Ch.

Übersichtstabelle:

Die milesische Schule:

THALES VON MILET (620-540)

ANAXIMANDER (611-546)

ANAXIMENES (585-525)

Die Pythagoräer:

PYTHAGORAS (570-480)

Die Eleaten (Xenophanes, Parmenides, Zenon):

XENOPHANES (570-475)

HERAKLIT (600-540)

(keiner Schule angehörend)

PARMENIDES (510-440)

ZENON von Elea (490-430)

EMPEDOKLES (495-435)

ANAXAGORAS (500-428)

Die Atomisten:

DEMOKRIT (460-371)

Die Sophisten:

PROTAGORAS (485-415)

KLASSISCHE PHILOSOPHIE – 400-300 v.Ch.

SOKRATES (470-399)

PLATON (427-347)

ARISTOTELES (384-322)

DIE HELLENISTISCHE WELT – 300-200 v.Ch.

Kyniker und Skeptiker:

DIOGENES von Sinope (400-325)

PYRRHON (360-271)

Epikuraer:

EPIKUR (341-270)

Stoiker:

ZENON von Kition (333-262)

PLOTIN (270-205)

Die Philosophie und die exakte Wissenschaft sind griechische Entdeckungen.

Alles beginnt mit THALES VON MILET im 6. Jh. v.Ch. Die griechische Kultur kommt im Gegensatz zur mesopotamischen oder ägyptischen spät auf.

Die Vorsokratiker betrachten die Welt mit Neugier und Staunen, einer Haltung, die sich bei Platon oder Aristoteles gänzlich verliert.

Die griechische Philosophie nimmt ihren Ausgang in der Schule von Milet. Dort befassen sich die Philosophen vor allem mit der realen, physischen Welt. Für die Milesier ist die Philosophie eine praktische Angelegenheit und der Philosoph ein handelnder Mensch.

Die Milesische Schule befindet sich südlich von Samos, an der heutigen türkischen Westküste. Sie ist an keine religiöse Tradition gebunden. Die meisten Philosophen geraten bis heute häufig in Konflikt mit den bestehenden Religionen. Die Inselwelt war damals für den orphischen Einfluss empfänglich.

THALES von Milet (620-540 v.Ch.)

„Alles besteht aus Wasser“

Er hat erkannt, dass die Substanz trotz verschiedener Zustandsformen, die gleiche bleibt. Der Wasserstoff wird für das chemische Element gehalten, aus dem alle übrigen Elemente hergestellt werden können.

Ist der älteste der 7 Weisen. Die 7 Weisen stellten Grundsätze der praktischen Lebensweisheiten auf. Als Mathematiker und Meteorologe empfängt Thales Anregungen von Ägypten. Er berechnet die Höhe der Pyramiden und sucht nach einer Erklärung für die jährliche Nil-Überschwemmung. Als Astronom lernt er manches von den Babyloniern und sagt die totale Sonnenfinsternis von 585 v.Ch. voraus. Reist nach Ägypten.

Die Philosophie des Abendlandes beginnt mit der Frage nach dem Urgrund – Archè (principium) aller Dinge. Thales fragt als erster nach der Arché und seine Antwort lautet: Das Wasser als lebende Materie, kann aus eigener Kraft verschiedene Gestalten annehmen. Das Wasser ist ein unentstandenes, unvergängliches Seiendes, ein ewig bleibender, materieller, in sich belebter Grundstoff. Die ersten Philosophen fragen nach dem, was dem Wandel der Natur in seiner Gesamtheit unwandelbare Einheit verleiht.

Anketoden über Thales: Als er die Sterne sieht, fliegt er in einen Brunnen und wird verlacht. Weil er nicht heiratet, fragt ihn seine Mutter wann er endlich heirate. Er antwortet: Jetzt ist noch nicht Zeit dazu. Als er dann alt ist, sagt er: Jetzt ist die Zeit zum heiraten vorüber. Warum willst du keine Kinder zeugen? Aus Liebe zu den Kindern. Um zu beweisen, dass er nicht nur philosophieren kann, kauft er Olivenpressen und vermietet sie zu hohen Preisen. Thales geht es nicht um die Dinge, sondern um das Wesen der Dinge. Was ist der Ursprung von allem? Indem er Fragen stellt wie: Woraus entspringt alles? Woher kommt alles? Was ist das Eine, all Umfassende, das Prinzip das macht, dass alles wird und ist und besteht? Machen diese Fragen ihn zum ersten Philosophen in der Geschichte. Thales sagt auch: „Alles ist voll von Göttern“. Wenn die Griechen von ihren Göttern sprechen, dann meinen sie die hintergründige Tiefe der Wirklichkeit.

Alles Wirkliche gründet im Göttlichen. Die Anwesenheit des Göttlichen ist das eigentlich Wirkliche der Wirklichkeit. Genau hier knüpft die beginnende Philosophie an. Mythen sind zu schwach und fragwürdig wie die Religion. Der Mensch entdeckt, dass er selber fragen und nachdenken muss, aber er bemüht sich das religiöse und mythologische Wissen nicht außer Acht zu lassen. Wie kann das Ewige Grund des Vergänglichen sein? Hier setzt das philosophische Fragen an. Der Philosoph unternimmt den Versuch, die Unheimlichkeit der vergänglichen Welt unter dem Aspekt des Göttlichen tiefer zu begreifen. Deshalb will Thales durch das Bild des Wassers den göttlichen Ursprung der Welt zeigen. Das Wasser ist immer, aber es zeigt sich in stets anderer Gestalt: als Dampf, als Eis, als Meer. So ist es auch mit dem Göttlichen: es ist ewig und immer sich selber gleich, und doch wandelt es sich.

ANAXIMANDER (611-546 v.Ch.)

Ursprung der Dinge ist das Unendliche“

Auch er sucht nach dem Anfang von allem. Das Entstehen und das Vergehen ist Ausgangspunkt der Philosophie. Geburt und Tod. Wie soll man daran festhalten, dass das Wirkliche im Ewigen und Göttlichen gründet? Kampf um das Sein, das Beharrende hindert das Ankommende daran, ins Dasein zu gelangen. Durch Schuld, geht das Eine unter und das Neue kann kommen. Ursprung der Dinge ist das Unendliche. Anaximander hat die erste Landkarte entworfen. Auf seiner Erdkarte sind die Kontinente Europa, Asien und Afrika verzeichnet. Seine Ansichten sind wissenschaftlich und rational. Er gründet die milesische Kolonie Apollonia am Schwarzen Meer.

Seine Stärke liegt auf dem Gebiet der Geographie und der angewandten Wissenschaften. Von den Babyloniern führt er die Sonnenuhr ein und besitzt wertvolle Kenntnisse auf dem Gebiet der Schifffahrt.

Zitat: „Anfang der Dinge ist das Unbegrenzte. Woraus die Dinge werden, dahinein zu vergehen ist ihnen bestimmt, denn sie haben einander Strafe zu zahlen und Genugtuung zu leisten für ihre Ungerechtigkeit nach der Ordnung der Zeit“. Homer gebraucht das Wort Apeiron zur Bezeichnung unbegrenzter Wasser- und Landmassen. Der Mensch stammt von den Fischen ab. Das unbegrenzte scheidet bestimmte Gegensätze wie Kälte und Wärme, Feuchtigkeit und Trockenheit, Nacht und Licht aus.

ANAXIMENES (585-525 v.Ch.)

Alles besteht aus Luft“

Alles entsteht durch Verdickung und Verdünnung von Luft. Aus der Verdünnung von Luft entsteht Feuer. Aus der Verdickung von Luft entstehen Wind, Wolken, Wasser, Erde, Steine. Diese Ansicht wird später von den Pythagoreern übernommen. Auch Anaximenes stammt aus Milet. Er ist ein Schüler von Anaximander. Alles besteht aus Luft, auch die menschliche Seele. Das Leben ist abhängig vom Atmen, von der Luft. Die Erde ist eine Scheibe.

PYTHAGORAS (570-480 v.Ch.)

Alles gründet auf Zahlen“

Wird auf Samos (Rivale von Milet) geboren und stirbt im heutigen Apulien (Metapont). Er verlässt Samos weil er die Herrschaft von Polykrates nicht mehr erträgt. Geht zunächst nach Kroton (heutiges Kalabrien) und gründet dort eine religiös-ethische Gemeinschaft. 510 v.Ch. zieht er nach Metapont. Die Lehre des Pythagoras besteht zum einen aus einem mathematisch-wissenschaftlichen Teil, zum anderen aus religiös-ethischen Inhalten. Nähe zum orphischen Mystizismus. Glaube an die Wiedergeburt. Die göttliche Ordnung drückt sich in Zahlen aus. Die Musik hat auch eine Ordnung, erkennt die Intervalle. Die Mathematik wird die Methode für die Erforschung der Wirklichkeit. Die natürlichen Zahlen werden in geraden und ungeraden Zahlen eingeteilt. Die Erde hat die Gestalt einer Kugel. Organ des menschlichen Denkens ist das Gehirn. Einer seiner Grundsätze ist jener, dass Ordnung, Form und Gestalt Qualitäten des Guten seien, während Unordnung, Dunkelheit und Undefiniertheit solche des Schlechten, des Bösen seien. Pythagoreischer Religionsorden mit einigen Verbotsregeln: z.B. keine Bohnen zu essen, kein Fleisch, nicht aufzuheben was zu Boden gefallen ist, Brot nicht zu brechen… Er hält sich selbst für einen Halbgott. Die sichtbare Welt wird als falsch und trügerisch verworfen. Alles Lebendige ist miteinander verwandt. Er entdeckt die Bedeutung der Zahl in der Musik durch die harmonischen Reihen. Stellt den Lehrsatz über die rechtwinkeligen Dreiecke auf. Verbindung zwischen Mathematik und Religion bzw. Theologie. Frauen dürfen auch in seinem Orden eintreten. Ab Pythagoras wird die Philosophie zu einer beschaulichen, theoretischen Angelegenheit. Pythagoras ist der erste der sich mit Mathematik befasst ohne praktischen Nutzen davon tragen zu wollen. (Kalkulation: bedeutet Rechnen mit Kieselsteinen).

Die Unterscheidung zwischen dem geistig Erfassbaren und dem sinnlich Erfühlbaren entsteht durch mathematische Überlegungen. Apollo ist der Gott der Pythagoräer.

Rationalistische Theologie Europas vs. Mystische Theologie des Ostens.

Die Orphiker sind eine mystische Sekte, deren mystischer Stifter der Sänger Orpheus ist. Im Mittelpunkt steht der Dionysos Kult. Dieser wendet sich an die Unterdrückten, an breite Schichten des Volkes. Pessimistische Anschauung. Sie sieht im Körper das Grab der Seele, orientiert das Leben am Jenseits. Pythagoräer und Orphiker ähneln sich im Gedanken der Seelenwanderung. Beeinflussung auf Platon. 1.Jh.v.Ch. Neupythagoräer.

XENOPHANES (570-475 v.Ch.)

(Alles besteht aus Schlamm)

Wird in Jonen geboren, flieht vor den Persern nach Sizilien. Begründer der eleatischen Schule. Elea ist eine griechische Stadt in der heutigen italienischen Region Kampanien.

Xenophanes will den Olympos und die Götterverehrung abschaffen. Er ist ein Gegner der Orphik und Phytagoras. Führt ein unstetes Leben. Rebelliert gegen die aristokratische Moral der Göttergewalt. Glück und Stärke, List und Trug, Glanz und Schönheit, Untergang und Tod beherrschen das Dasein des Menschen und der Götter. Jeder täuscht jeden und misstraut jedem. Der Beste ist der Sieger. Als Kritiker erkannt er die Unmöglichkeit letzten Wissens. Xenophanes fasst den Gegensatz von Meinen und Erkennen, Schein und Sein wie folgt zusammen: „Und das Genaue freilich erblickte kein Mensch und es wird auch nie jemand sein, der es erblickt hat in Bezug auf die Götter und allen Dingen; denn selbst wenn es einem im höchsten Maßen gelänge, ein Vollendetes auszusprechen, so hat er selbst trotzdem kein Wissen davon; Schein haftet an allem. Alles besteht aus Schlamm. Zumindest können wir wissen was nicht der Fall ist“ (Vorgänger von K.R.Popper). Grundgedanke und Zitat des Xenophanes ist: „Ein einziger Gott ist unter Göttern und Menschen der Größte, / weder dem Körper noch der Einsicht nach den sterblichen Menschen gleich.“ – „Als ganzer sieht er, als ganzer versteht, er, als ganzer hört er.“ – „Ohne Anstrengung des Geistes lenkt er alles mit seinem Bewusstsein.“. Gott ist das Weltganze selbst, das eine und das alles: das eine Sein.

HERAKLIT von Ephesos – der Dunkle (600-540 v.Ch.)

Alles besteht aus Feuer – Pantha Rhei – Alles fließt“

Er trägt den Beinamen „Der Dunkle“ weil ihn keiner versteht. Er wendet sich auch von seinen Mitmenschen bewusst ab und legt großen Wert auf Selbsterkenntnis. Ähnlichkeiten zu Lao Tzu, außer dass Heraklit den Krieg verherrlicht und zu einem gesteigerten aristokratischen Radikalismus neigt. Alles besteht aus Feuer. Aus dem Urfeuer entwickeln sich Wasser, Erde und Luft und lösen sich im Feuer wieder auf. Heraklit wendet sich dem Problem des Wandels und der Dauer zu. Alles fließt und nichts hat Bestand. Gleichnis vom Fluss: man steigt nicht zweimal im gleichen Fluss. Das Ruhende und Beharrende ist eine Sinnestäuschung. Die Flamme veranschaulicht, dass es nichts Ruhiges gibt, dass sich alle Dinge in ständigem Werden befinden. „Krieg ist von allem der Vater“. Krieg als Gewalt ist nur eine Interpretation. Möglich ist, dass Heraklit den Krieg als Metapher für Veränderung benutzt hat.

Zitat: „Dem Gott ist alles schön und gut und gerecht; die Menschen aber haben das eine als ungerecht, das andere als gerecht angesetzt“.

Zitat: „Das Weltgesetz (Logos), das doch ewig ist, begreifen die Menschen nicht… denn obgleich alles nach diesem Gesetz geschieht, machen sie den Eindruck, als ob sie nicht davon ahnten.“

Heraklit tadelt seine Mitbürger als so einfältig, dass sie sich aufhängen sollten. Er verachtet die Masse weil blind, erkennt nicht die allgemeine Formel, benimmt sich als hätte jeder sein eigenes Gesetz. Gegen Homer, Pythagoras, Xenophanes. Ähnlich dem chinesischen Konzept von Yin und Yang glaubt er an die Dynamik zwischen den Gegensätzen als Antriebskraft und unveränderlichen Zustand des Kosmos. Einerseits befindet sich der Mensch im Widerspruch, andererseits im Einklang mit den Dingen.

Die reale Welt besteht aus dem Gleichgewicht gegensätzlicher Strebungen. Hinter dem Kampf der Gegensätze steckt ein verborgener Einklang. Der Kampf ist der Vater aller Dinge, das darf nur so verstanden werden, dass der Kampf letztendlich Harmonie schafft. Gut und Böse sind Eins, sowie ein hinaufführender Weg nur dann existieren kann, wenn der Weg auch hinabführt. Die Menschen können nicht durch Riten und Opfern gut werden. Gut ist das Begreifen des grundlegenden Prinzips der Dinge. Die Formel ist die Harmonie der Gegensätze. Lernen vieler Dinge lehrt nicht Verständnis. In diesem Punkt stützt sich Hegel auf Heraklit. Das Allgemeine hat absoluten Charakter.

Heraklit taucht als mächtiger Denker auf, der die führenden Ideen seiner Vorgänger zusammenfasst.

Heraklit zieht sich ins Gebirge zurück und lebt dort Gesellschaftsabgewandt. Bekommt Wassersucht. Viele seiner Aussprüche sind schwer verständlich. Platon und Aristoteles lehnen ihn ab.

Ein gemeinsamer Zug aller bisherigen Theorien ist der Versuch, die Welt mittels eines einzigen Prinzips zu erklären. Erst Parmenides setzt sich mit diesem Punkt kritisch auseinander.

Zitate aus Heraklits Schrift „Über die Natur“:

Die Menschen im ganzen sind eben unwissend über das, was im im Wachen tun, genau wie sie nicht mehr wissen, was sie im Schlafe tun.

Drum tut es not, dem gemeinsamen Geiste zu folgen. Obwohl der Sinn der Rede der des gemeinsamen Geistes ist, leben die vielen doch, als hätte jeder seine eigene Vernunft.

Viele denken überhaupt nicht über das nach, was ihnen begegnet, und selbst, wenn man sie belehrt, verstehen sie es immer noch nicht, so sehr sind sie von sich überzeugt.

Gesetz kann auch sein, dem Willen eines einzigen zu gehorchen.

Die Schlafenden sind Erbauer ihrer Welt (und Miterbauer dessen, was in der Welt geschieht).

Über wichtige Dinge soll man nicht blind urteilen.

… sie wissen nicht, dass die Vielen schlecht sind und die Guten nur wenige.

Wer nicht glauben kann, dem entgeht alles, so dass er es nicht erkennt.

Im Wechsel ist Ausruhen.

Es ist immer dasselbe, Lebendes wie Totes, Waches wie Schlafendes, Junges wie Altes. Das eine schlägt um in das andere, das andere wiederum schlägt in das eine um.

Der Gott ist Tag, Nacht; Winter, Sommer; Krieg, Frieden; Sattheit, Hunger; er wandelt sich wie die Flamme, die, mit Räucherwerk vermischt, je nach dem Dufte benannt wird.

Hunde bellen alle an, die sie nicht kennen.

Für Gott ist alles schön und gerecht. Die Menschen dagegen haben für sich festgesetzt, was ungerecht und was gerecht sein soll.

Die Sonne ist neu an jedem Tag.

In den gleichen Strom steigen wir hinein und steigen wir nicht hineine. Wir sind und wir sind nicht.

Die Sonne ist einen menschlichen Fuß breit – an die Grenzen der Seele wirst Du nie kommen, auch wenn Du jeden Weg zu Ende gegangen bist, so tiefen Grund hat sie.

Meerwasser ist das sauberste und giftigste zugleich. Für Fische ist es trinkbar und gesund, für Menschen untrinkbar und verderblich.

Leichen sucht man schneller wegzuschaffen als Mist.

Der schönste Affe ist hässlich, wenn man ihn mit dem Geschlecht der Menschen vergleicht.

Die Menschen erwartet, was sie nicht erwarten und sich nicht vorstellen können.

Unser Leben geht dahin, wie wenn ein Kind spielt und die Brettsteine setzt – Führung durch ein Kind.

PARMENIDES von Elea (510-440 v.Ch.)

Parmenides wächst in Elea, im heutigen Kampanien auf und ist in seiner Heimatstadt auch politisch tätig, er formuliert Gesetze und gilt als Autorität. Seine politisch-ethischen Auffassungen sind von Pythagoreern beeinflusst. Platon berichtet über ihn, dass er zusammen mit seinem Schüler Zenon eine Reise nach Athen unternommen hat und dort Sokrates getroffen hat. Es ist umstritten ob Parmenides ein Schüler von Xenophanes ist, jedenfalls ist er der bedeutendste Vertreter der eleatischen Schule.

Parmenides und Empedokles sind die einzigen 2 griechischen Philosophen, die ihre Lehren in dichterischer Form zum Ausdruck brachten.

Die Eleaten denken wie Heraklit über das Problem des Wandels und der Dauer nach, wobei Parmenides aber ein Gegner des Heraklits ist. Parmenides steht mit Heraklit im extremen Gegensatz. Heraklit behauptet, dass alles sich wandelt; Parmenides hingegen erklärt, dass nichts sich verändert, alles ruht. Nur Platon und die Atomisten haben eine Synthese der beiden geschaffen. Die Hegelsche Dialektik wird davon angeregt. Die Physiker nehmen von Parmenides die Teilchen, die unveränderlich sind, von Heraklit die Vorstellung der ständigen Bewegung.

Parmenides greift den Gedanken des einen Seins auf und führt ihn weiter, kann als Begründer der Ontologie, der Lehre des Seins, gesehen werden. Das Sein wird allein durch das Denken erfasst. Denken und Sein ist für ihn dasselbe. Es gibt nur Seiendes. Ein Nicht-Sein ohne Sein lässt sich weder denken noch aussprechen. Der Weg der Wahrnehmung und der Erfahrung führt zu einer trügerischen Meinung. Das Denken ist der Weg der Wahrheit. Parmenides fordert den einzelnen auf, mit der Kraft seines Denkens gegen den Strom menschlicher Meinungen anzukämpfen. Mit seiner Lehre vom Seienden begründet er auch die Metaphysik. Parmenides argumentiert viel abstrakter als alle Philosophen vor ihm. Er interessiert sich nicht für die Zusammensetzung der Dinge, sondern für das „Sein“ selbst.

Zitat aus seinem in Hexameterversen abgefasste Werk „Peri Phseos“ (Über die Natur): „Was nicht zu denken ist, kann nicht sein. Was zu sein vermag, kann auch gedacht werden.“ Wenn man behauptet das Gras ist nicht rot, dann gib es noch immer das Gras. Aber es gibt auch Dinge die rot sind, somit ist die Negation nicht gerechtfertigt. Heraklit hingegen meint, wenn das Gras heute grün ist, kann es morgen rot sein. Der erste Teil des Gedichts legt den Weg der Wahrheit dar. Er führt zum Sein; ihn begehen nur die Philosophen. Der zweite Teil des Gedichts zeigt den Weg der Meinung; er führt zum Schein; ihn beschreiten die gewöhnlichen Sterblichen. Seine Gedanken legt er in den Mund einer Frau, der Göttin der Gerechtigkeit (Dike). Im ersten Teil des Werkes offenbart die Göttin Parmenides den Götterweg des Wissens und der Wahheit, im zweiten den Menschenweg des Meinens und des Irrtums.

Zitat: „Lass dich die Macht der Gewohnheit auf falsche Wege nicht drängen, trau nicht dem irrenden Blick, dem Ohre und auch nicht der Zunge. Allein der Verstand sei Prüfer und Richter“.

Parmenides übt großen Einfluss auf Platon aus. Als Titel wird ihm „Vater der Logik“ zugestanden. Sein Schüler ist Zenon. Für Parmenides ist die Wirklichkeit einzigartig, unteilbar und einheitlich. Das Werden ist ausgelöscht und das Vergehen ist verschollen. Parmenides teilt seine Lehre in „den Weg der Wahrheit“ und „den Weg der Meinung“.

Zitat: „Das Ding, das gedacht werden kann, und jenes, um dessentwillen der Gedanke besteht, ist dasselbe; denn du kannst keinen Gedanken finden, ohne etwas, das da ist, um dessentwillen er geäußert worden ist“.

Das Wesentliche dieses Argumentes ist: wenn man denkt, denk man an etwas; Denke und Sprechen setzen Objekte außerhalb von sich selbst voraus. Alles was man denken oder worüber man sprechen kann, muss existieren. Deshalb kann es keine Veränderung geben, denn Veränderung setzt immer ein Werden oder Vergehen voraus.

Parmenides hat sich bewusst auf das Denken als den einzigen Weg zur Wahrheit festgelegt. Er unterscheidet zwischen Sinneserkenntnis und Verstandeserkenntnis. Die Meinung z.B. lebt von der Sinneserkenntnis und nicht von der Verstandeserkenntnis. Auf Grund der Sinnlichkeit entsteht das Bild des Werdens und der Vielheit der Welt. Es ist in Wirklichkeit aber Trug und Einbildung, „Imagination“. Als Endresultat wird man bei Parmenides die Erkenntnis verzeichnen können, dass die wissenschaftliche Wahrheit, wenn sie wirklich Wahrheit ist, ewig bleibt, während man Heraklit die Einsicht verdankt, dass die wirkliche Welt, soweit sie in Raum und Zeit steht, ewig fließt. Jene ist die Welt des Denkens, diese ist die Welt der Sinne.

Wahres Wissen kann man nur durch Vernunft erlangen. Parmenides bekämpft die empirische Wissenschaft der Ioner mit einer Art Geheimwaffe. Er stellt der eimpirisch-rationalen Methode der ionischen Naturphilosophen eine zutiefst irrationale, besser schein-rationale Denkweise gegenüber.

Einige Zitate aus dem Lehrgedicht von Parmenides „Über die Natur“:

Denn Nichtsein kannst Du nicht erkennen.

Was man sagen und erkennen kann, das muss auch sein.

Denn das kannst Du nie erzwingen, dass Nichtseiendes sei. Drum halte von diesem Weg des Fragens fern den Gedanken.

Sein ist. Auf diesem Wege stehen viele Zeichen. Sein ist ungeboren und unvernichtbar. Es ist ganz und heil, ohne Wanken und nicht erst zu vollenden. Es ist nie Gewesen und nie Kommendes, da es jetzt ist, alles zugleich, eins, sich mit sich zusammenhaltend.

Aber da alles licht und Nacht benannt war und diese beiden nach ihren Kräften zugeteilt waren diesem und jenem, ist alles zugleich voll von Licht und unsichtbarer Nacht, die sich die Waage halten, ohne dass eines mit dem anderen irgend mit sein kann.

ZENON von Elea; ZENON der Ältere (ca. 490 v.Chr. – 430 v.Chr.)

Zenon von Elea, nicht zu verwechseln mit Zenon von Kition oder Zenon der Jüngere, welcher die stoische Schule gründete, ist ein Schüler des Parmenides. Er bekräftigt die Lehre von Parmenides von der Einheit und Unwandelbarkeit des Seins.

Von seinem Werk, einer Sammlung von Paradoxa, sind nur Fragmente erhalten, die weitere Überlieferung stammt vor allem von Platon und Aristoteles. Zenon verteidigt mit Paradoxien den von Parmenides begründeten ontologischen Monismus, die Einheit des Seins, und gilt mit seiner hoch entwickelten Kunst der Beweisführung als Begründer der Dialektik oder Eristik (Streitkunst). Er beweist, dass unsere Vorstellungen von Zeit und Veränderung, von Bewegung und Vielheit eine Illusion ist.

Er versucht dies mit seinen vier berühmten Beweisen (Paradoxa) gegen die Bewegung:

1 Das Teilungsparadoxon

Das Teilungsparadoxon soll beweisen, dass Bewegung prinzipiell unmöglich ist. Wenn z.B. ein Läufer eine Strecke von 100 Metern bewältigen will, muss er zuerst die Hälfte der Strecke, also 50 Meter, zurücklegen. Um diese 50 Meter zu bewältigen, muss er zuerst 25 Meter bewältigen usw. ohne Ende. Das heißt, er kommt gar nicht von der Stelle, er kann sich nicht von der Stelle bewegen. Doch um von A nach B zu kommen, „vergeht“ Zeit und diese wird von Zenon ignoriert.

2 Das Paradoxon von Achilles und der Schildkröte

Wenn Achilles, ein schneller Läufer, bei einem Wettrennen einer Schildkröte Vorsprung gewähren würde, würde er sie nie einholen können. Bevor Achilles die Schildkröte überholen kann, muss er zuerst ihren Vorsprung einholen. In der Zeit, die er dafür benötigt, hat die Schildkröte aber einen neuen, wenn auch kleineren Vorsprung gewonnen, den Achilles ebenfalls erst einholen muss. Der Vorsprung, den die Schildkröte zu jedem Zeitpunkt hat, wird zwar immer kleiner, bleibt aber dennoch immer ein Vorsprung, sodass sich der schnellere Läufer der Schildkröte zwar immer weiter nähern, sie aber niemals einholen und somit auch nicht überholen kann.

3 Das Pfeil Paradoxon

Hier denkt Zenon von Elea über die Wirklichkeit von Bewegung nach.

Der fliegende Pfeil ruht. Nur scheinbar bewegt er sich, in Wirklichkeit ist er in jedem Augenblick in einem bestimmten Raumteil. Da aber das augenblickliche An-einem-Orte-Sein als „Sein“ eigentlich Ruhen heißt und da die Flugbahn aus unendlich vielen solchen Augenblicken besteht, ist der Pfeil nicht in Bewegung. Deshalb ist die Bewegung des Pfeils eine Sinnestäuschung.

4 Das Stadion Paradoxon

Wenn zwei Körper sich mit gleicher Geschwindigkeit in entgegengesetzter Richtung durch den gleichen Raum bewegen, passieren sie einen ruhenden Körper in diesem Raum mit einer anderen Geschwindigkeit als sich selbst, wenn sie sich kreuzen. Der Fehlschluss entsteht weil der Begriff der Relativbewegung fehlt.

Zenon Ziel ist Kritik. Er sucht nach Wissen und könnte daher auch schon als Sophist bezeichnet werden.

Er beschäftigt sich mit dem Verhältnis zwischen Denken und Sein.

Im 20. Jh. erlebte er eine Renaissance wie nie zuvor, besonders bei Bertrand Russel, der die Paradoxien der Mengenlehre entdeckte.

EMPEDOKLES (ca. 492 v. Chr. Akragas (Sizilien) – 430 v. Chr.)

Empedokles wird in Akragas, dem heutigen Agrigent, an der Südküste Siziliens geboren. Er stammt aus einer aristokratischen Familie, die Rennpferde züchtet. Empedokles ist äußerst vielseitig, er ist Arzt, Politiker, Philosoph, Dichter, Mystiker, Wanderprediger, Wissenschaftler und Redner. Wie Zenon die Dialektik, so begründet er, wie Aristoteles berichtet, die Rhetorik. Der berühmte Sophist und Rhetor Gorgias wird sein Schüler sein. Er lehnt sich an Pythagoras an und übernimmt seine Lehre der Seelenwanderung. Er ist einerseits ein exakter Naturforscher, andererseits ein Mystiker.

Er beteiligt sich aktiv am politischen Leben seiner Vaterstadt Akragas und beseitigt als Staatsmann im Jahre 444 v. Chr. die Oligarchie.

Er ist an dem Sturz des Tyrannen Theron beteiligt. Die Stadt wird daraufhin eine Demokratie und Empedokles muss ins Exil gehen. In den meisten griechischen Stadtstaaten, ganz besonders in den sizilianischen, liegen Demokratie und Tyrannis in ständigem Kampf miteinander. Er stirbt im Exil im Alter von 60 Jahren. Empedokles genießt hohes Ansehen unter seinen Zeitgenossen, manche halten ihn für göttlich, er sich selbst haltet sich auch für einen Gott. Als die Bewohner Selinunts von einer Seuche heimgesucht werden, lässt Empedokles auf eigene Kosten ein Flussbett, die Ursache des Übels, säubern. Die Säuche verschwindet und die Bewohner der Stadt sehen von nun an Empedokles als ihren Gott, der sie gerettet hat.

Es gibt die Legende, dass Empedokles in den Krater des Ätnas springt, wobei er wahrscheinlich im Exil auf dem Peloponnes stirbt.

Wie Parmenides, den er in Elea besuchte, schreibt Empedokles in Versen. Lukrez, der von ihm beeinflusst wird, preist ihn als Dichter. Er verfasst zwei große Werde: „Über die Natur“, eher ein wissenschaftliches Werk und „Katharmoi (Reinigungen), eher ein metaphysisch-religiöses Werk. Von mehr als 5000 Versen sind heute nur noch 470 Zeilen erhalten.

Sein wichtigster Beitrag zur Wissenschaft ist die Entdeckung, dass die Luft ein Stoff für sich ist. Er entdeckt auch die Zentrifugalkraft: wirbelt man ein mit Wasser gefülltes Gefäß an einer Schnur im Kreise herum, so fließt das Wasser nicht heraus.

Er weiß auch etwas von der Geschlechtlichkeit der Pflanzen. Es gibt Hermaphroditen, die in sich die Natur von Mann und Frau vereinen, aber unfruchtbar sind. Schließlich bleiben nur gewisse Formen am Leben.

Auf dem Gebiet der Astronomie weiß er, dass der Mondschein nur reflektiertes Licht ist. Er ist ferner der Begründer der italienischen medizinischen Schule.

Als Philosoph ist Empedokles ein Eklektiker, d. h. einer der aus jedem System wählt, was er für brauchbar hält. Er hat die Gegensätze zwischen Parmenides und Heraklit gelöst, das Seiende des Parmenides hat er mit dem Werden Heraklits verbunden.

Sein Kerngedanke ist folgender: Vier Elemente werden im Weltprozess ständig gemischt und wieder getrennt, darin besteht das, was wir Werden und Vergehen nennen. Die bewegenden Kräfte in diesem ewigen Kreislauf sind Liebe und Hass. Die Kräfte, Liebe und Hass, d.h. Anziehung und Abstoßung sind nicht materiell sondern geistig. Für Empedokles existieren also Geist und Materie.

In der Kosmologie geht Empedokles von den vier Elementen der Ioner aus, also „Wasser, Luft, Erde und Feuer“, ergänzt deren „materialistisches“ Konzept jedoch durch ein „energetisches“, indem er die Kräfte Liebe und Hass, auf dieser Ebene also eine Art Dualismus oder Polarität, einführt, vergleichbar dem yin und yang der Chinesen. Durch Mischung und Trennung der vier Wurzeln entsteht alles. Sie selbst aber sind unveränderlich, sind weder geworden, noch können sie vergehen. Nur Teilchen splittern sich von ihnen ab und gehen mit anderen Teilchen neue Verbindungen ein. Was die Menschen Werden und Vergehen nennen, ist also nur Mischen und wieder Trennen. Das ständige Mischen und Trennen vollzieht sich abwechselnd, im Umschwung des Kreises.

Diesen vier Wurzeln stellt Empedokles zwei Kräfte an die Seite, die vereinigende Liebe und der trennende Hass. Aristoteles, für dessen Physik dieses Denken die Basis bildet, nennt diese „Wurzeln“ später die Elemente. Sie sind unerzeugt, unveränderbar, unzerstörbar, homogen, aber in Bewegung und teilbar. Sie können sich darum auch mischen.

Erde, Luft, Feuer und Wasser sind ewig, doch können sie in verschiedenem Verhältnis vermischt werden und so die veränderlichen, zusammengesetzten Stoffe schaffen, die wir in der Welt finden. Durch Liebe werden sie verbunden, durch Hass getrennt. Es gibt Perioden, in denen die Liebe das Übergewicht hat, und andere, in denen der Hass der Stärkere ist. Es handelt sich um einen Kreislauf: Wenn die Liebe die Elemente gründlich miteinander vermischt hat, entmischt der Hass sie allmählich wieder; wenn der Hass sie auseinander gerissen hat, vereint die Liebe sie allmählich von neuem.

Erst entstand Himmel und Erde, dann das Leben. Zunächst Pflanzen und Tiere, erst dann kam der Mensch. Er greift auf die moderne Evolutionstheorie Darwins vor. Er sieht selbst den Tod nur als Transformation an. Für ihn gibt es nur Mischung und Trennung des Gemischten; das Wort „Entstehung“ gibt es nur bei den Menschen.

Empedokles hält die materielle Welt für eine Kugel; im goldenen Zeitalter ist der Hass außerhalb dieser Kugel, während innerhalb die Liebe herrscht; dann drängt der Hass allmählich ins Innere ein und die Liebe wird verdrängt; schließlich wird im schlimmsten Falle der Hass das Innere ganz ausfüllen und die Liebe völlig aus der Kugel vertreiben. Dann setzt eine Gegenbewegung ein, bis das goldene Zeitalter zurückkehrt, und der ganze Kreislauf sich wiederholt.

Bewusstsein und Erkenntnis hängen für Empedokles von organischen Vorgängen ab. „Denn durch Erde schauen wir die Erde, durch Wasser das Wasser“ usw.

In seinem Werk „Katharmoi“ geht es um Gott und theologische Vorstellungen. Zuerst ist die Welt vollkommen und es leben auf der Welt vollkommene Wesen, göttergleiche Menschen in vollkommener Harmonie. Durch Streit fangen sie an zu töten und werden bestraft indem sie in den Kreislauf der Wiedergeburt verbannt werden, der nur durch einen Reinigungsprozess unterbrochen werden kann. Hier findet man Elemente aus der pythagoreischen Seelenwanderungslehre.

In dieser Lehre verbindet Empedokles orphische und pythagoreische Motive. Reinigung, Hinkehr zur Liebe und Ähnlichwerden mit der Gottheit fallen zusammen. Die religiösen Anschauungen des Empedokles sind vornehmlich pythagoreisch. Einmal spricht er überschwänglich von sich selbst als einem Gott; ein andermal fühlt er sich als großer Sünder, der für seine Gottlosigkeit büßen muss. Er ist ein Vertreter der Reinkarnationslehre. Bei ihm taucht zum ersten Mal das Motiv der Einkerkerung der Seele in einen irdischen Körper auf. Er ist streng vegetarisch, denn für ihn ist jedes Tieropfer ein Mord. Es gibt für ihn auch ein gemeinsames Sittenkodex, von Natur aus weiß der Mensch über Recht und Unrecht bescheid.

Im metaphysischen Bereich versucht Empedokles die Position des Parmenides mit der Heraklits zu verbinden. Stoffe und Kräfte sind für Empedokles unentstanden und unvergänglich wobei er Bewegung akzeptiert. Er versteht Bewegung als Kombination unbewegter Teile oder Mischung von Elementen.

Die große Leistung des Empedokles besteht in der Verbindung des Besten seiner Vorgänger, eine Mischung aus ionischer Naturphilosophie, Parmenides, Pythagoras, ein bisschen Orphik und Heraklit. Er verbindet eben das mathematische Konzept de Pythagoreer mit der eleatischen Ontologie und der heraklitischen Kosmologie.

Im „Sophist“ verbindet Plato Heraklit mit Empedokles folgendermaßen:

„Ionische und sizilische Musen kamen später auf den Gedanken, es sei am sichersten, beides zu verbinden, also zu sagen, das Seiende sei sowohl Vieles wie Eines und werde durch Feindschaft und Liebe zusammengehalten. Denn sich trennend wird es doch beständig wieder zusammengeführt; so sagen die gestrengeren Musen. Die nachgiebigeren aber sahen von dem Gebot, dass dies sich beständig so verhalten solle, ab und behaupten, dass abwechselnd das All bald Eines sei und einander befreundet durch die Macht der Aphrodite, bald wieder Vieles und miteinander in Feindschaft durch etwas, was sie Streit nennen“.

Der Philosoph liebt, sammelt, hilft den Mitmenschen und verbindet damit die Aufgabe des Arztes mit der des Politikers und Wahrheitssuchers.

Der Gedanke der Reinigung spielt für Empedokles eine bedeutende Rolle.

Hölderlin schreibt ein unvollendetes Trauerspiel „Der Tod des Empedokles“ und von Nietzsche ist der Entwurf zu einem Empedokles Drama erhalten.

Zitate:

Schließ kein Organ, das zum Erkennen taugt, Aus deinem Glauben aus; nur suche Klarheit. Zu gern misstraut der Niedre dem Gebieter.

Nur Mischung ist und Austausch des Gemischten; Geburt, der Name gilt nur unter Menschen.

Aus Nichts kann nichts entstehen.

Bald eint durch Liebe Alles sich zu Einem,

Bald spaltet Einheit sich im Hass des Streits.

Weil so aus Mehrerem oft Eins entsteht

Und Eins durch Trennung wieder sich vervielfacht,

So ist ein Werden ohne feste Dauer,

Doch weil dies Wechselspiel kein Ende nimmt,

So ist im Kreislauf wandelloses Sein.

Denn schwänden Dinge, wäre bald nichts da;

Doch woher sollte sich dies All vermehren?

Wohin entschwinden? Ist doch nirgends Leere.

Notwendiges darf man auch zweimal sagen.

Der Erde Schweiß, das Meer.

Und viele Köpfe sprossen ohne Hälse

Und lose Arme irrten ohne Schultern,

Und Augen schweiften einsam ohne Stirnen.

Mischwesen sprossen,

halb Mann, halb Weib, unkenntlichen Geschlechts.

Der Glieder Ursprung aber liegt getrennt,

Teils in des Mannes, teils in Weibes Samen.

Die Samen fließen in den offnen Schoß;

Wo sie auf Kälte treffen, werden Weiber,

Wo sie auf Wärme treffen, werden Männer.

So bei den Panzern mancher Wassertiere:

Steinhäutiger Schildkröten, Meeresschnecken;

Da sieht man Erde oben auf der Haut.

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